Exploration digitaler Technologien in der öffentlichen Arbeitsvermittlung am Beispiel von Textmining

Geförderte Institution: Universität Duisberg-Essen

Projektverantworlicher: Prof. Dr. Martin Brussig 




Teilhabe an Erwerbsarbeit ist ein wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Teilhabe. Die öffentliche Arbeitsvermittlung spielt hierbei eine wesentliche Rolle, ist sie doch an der Anbahnung neuer Beschäftigungsverhältnisse vielfach direkt und indirekt beteiligt. Dies gilt gerade dort, wo Arbeitsuchende nicht allein aus eigener Kraft eine Beschäftigung finden.

Das geplante Vorhaben untersucht, wie der Einsatz digitaler Technologien Arbeit und Organisation in Arbeitsagenturen und Jobcentern verändert. Die Untersuchung legt ein konkretes Anwendungsbeispiel digitaler Technologien zugrunde, nämlich das Textmining in Freitextfeldern von Stellenangeboten und -gesuchen. In einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Soziologie und Informatik werden Veränderungen in der Arbeit und Organisation der Arbeitsvermittlung in Abhängigkeit von verschiedenen Szenarien der Digitalisierung untersucht.

Für die Untersuchung werden Leitfadeninterviews und Gruppendiskussionen unter Nutzung von Szenariotechniken genutzt und Vermittlungsfachkräfte, Führungskräfte, IT-Entwickler und Personalräte einbezogen. Die Leitfragen der Untersuchung beziehen sich auf (1) Veränderungen in der Arbeit, (2) in der Organisation, (3) die Interessenpositionen verschiedener Akteursgruppen und (4) als Querschnittsfrage die Abhängigkeit der Antworten auf die Fragen (1) bis (3) von dem Einsatzszenario der Digitalisierung.

Das Vorhaben ist einzuordnen in Diskussionen um Dienstleistungsarbeit, um die Arbeitsvermittlung als Teil von sozialen Dienstleistungsorganisationen und um die Chancen und Risiken der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung. Die Ergebnisse sollen zu einem Anforderungskatalog für den Einsatz digitaler Technologien in der Arbeitsvermittlung führen, die in zwei Konferenzen (mit Anwendern und der Wissenschaft) vorgestellt werden. Das Vorhaben leistet damit einen Beitrag, Veränderungen in den Sozialverwaltungen durch die Digitalisierung und deren Konsequenzen für die Dienstleistungen gegenüber Bürger*innen zu untersuchen. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse des hier beantragten Projektes in einen geplanten größeren Forschungsverbund einfließen.

Jüngste Veröffentlichungen

Schwerpunktheft des Sozialen Fortschritts: Brussig, Martin und Ida Bring Loberg, Hrsg.. 2022. IT, Big Data and Algorithms in Social Service Organizations: Opportunities and Restraints for Street-Level Workers. Special Issue Sozialer Fortschritt 71, Issue 6-7.

Enthaltene Aufsätze:

  • Brussig, Martin, und Ida Bring Løberg. 2022. Editorial: IT, Big Data und Algorithmen in sozialen Dienstleistungsorganisationen: Möglichkeiten und Restriktionen für Fachkräfte im Klientenkontakt. Sozialer Fortschritt 71: 377–383.
  • Mesiäislehto, Merita, Minna Kivipelto, und Minna Ylikännö. 2022. Social Assistance Beneficiaries’ Access to Social Services in a Digitalized Social Assistance System. Sozialer Fortschritt 71: 385–404.
  • Wallinder, Ylva, und Ida Seing. 2022. When the Client Becomes Her Own Caseworker: Dislocation of Responsibility through Digital Self-Support in the Swedish Public Employment Service. Sozialer Fortschritt 71: 405–423.
  • Böhringer, Daniela. 2022. Zwischen Selbst- und Fremdbestimmung: Stellensuche digital. Sozialer Fortschritt 71: 425–446.
  • Hartmann, Kathrin. 2022. Exploring New Challenges for Street-Level Bureaucrats through the Implementation of ADM Systems. Sozialer Fortschritt 71: 447–464.
  • Sztandar-Sztanderska, Karolina, und Marianna Zieleńska. 2022. When a Human Says “No” to a Computer: Frontline Oversight of the Profiling Algorithm in Public Employment Services in Poland. Sozialer Fortschritt 71: 465–487.
  • Schneider, Diana, Angelika Maier, Philipp Cimiano, und Udo Seelmeyer. 2022. Exploring Opportunities and Risks in Decision Support Technologies for Social Workers: An Empirical Study in the Field of Disabled People’s Services. Sozialer Fortschritt 71: 489–511.