Scheidung, Trennung und die soziale Sicherung von Frauen in Deutschland

Geförderte Institution: Hertie School of Governance

Projektverantwortlich: Michaela Kreyenfeld, Hertie School of Governance (E-Mail schreiben)




Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern bestimmen hohe Scheidungs- und Trennungsraten die Familienstrukturen in Deutschland. Die zunehmende Bedeutung nicht-traditioneller Familienformen gekoppelt mit einem nur langsam voranschreitenden Wandel in den Erwerbsmustern von Frauen generieren neue soziale Problemlagen. Lebensformen außerhalb der Ehe sind Risiken ausgesetzt, die sich zu einem Teil unmittelbar nach Scheidung und Trennung materialisieren, aber auch einen mittelbaren Einfluss auf die soziale Sicherung im Alter haben. Dieses Projekt befasste sich mit der Bedeutung dieser Entwicklungen für die soziale Sicherung von Frauen. Den ersten inhaltlichen Schwerpunkt des Projekts bildeten Analysen zu den langfristigen Effekten von Scheidung und Trennung auf die Alterssicherung von Frauen. Insbesondere wurde dargestellt, wie sich Brüche in den Erwerbs- und Partnerschaftsbiografien auf die Anwartschaften in der gesetzlichen Alterssicherung auswirken und wie das Instrument des Versorgungsausgleichs mögliche Schieflagen abfängt. Geschiedene Frauen der Jahrgänge 1930 —1955 erzielen aufgrund ihrer verstärkten Erwerbstätigkeit im späteren Lebenslauf höhere Altersrenten als verheiratete oder verwitwete Frauen. Der Versorgungsaugleich erhöht die Renten der geschiedenen Frauen zudem merklich. Während geschiedene Frauen höhere Altersrenten erzielen als verheiratete Frauen, liegen die Renten von geschiedenen Männern deutlich unter jenen der verheirateten. Ein Teil der Unterschiede zwischen geschiedenen und verheirateten Männern erklären sich durch einen Abfall der Einkommen und Erwerbsbeteiligung von Männern nach Scheidung.</p>
<p>Der zweite inhaltliche Schwerpunkt des Projekts umfasste Untersuchungen zu den Einkommensverläufen von Frauen und Männern nach Trennung und Scheidung. Im Unterschied zu bisherigen Studien, die sich zum größten Teil auf die Entwicklung des Haushaltseinkommens konzentrierten, haben wir in unseren Analysen die Entwicklung des individuellen Erwerbseinkommens in den Mittelpunkt gerückt. Scheidung und Trennung führen dazu, dass Frauen ihre Erwerbsbeteiligung ausweiten. Vor allem bedingt eine Scheidung, dass ein erheblicher Teil der (westdeutschen) Frauen von einer marginalen in eine reguläre Beschäftigung wechselt. Ein wichtiger Befund der Analysen ist, dass das Erwerbseinkommen der Frauen mit Kindern um den Scheidungszeitpunkt herum ansteigt. Dabei offenbaren sich allerdings große Unterschiede zwischen den Scheidungskohorten. Mütter der älteren Scheidungsjahrgänge haben in einem Zeitraum von fünf Jahren rund um die Scheidung geringere Erwerbseinkommen als Mütter späterer Scheidungskohorten. Von den positiven Entwicklungen im Kohortenverlauf profitieren nicht alle geschiedenen Mütter gleichermaßen. So hat sich die Situation von Frauen, die während der Ehe kaum oder gar kein sozialversicherungspflichtiges Einkommen vorweisen können, über die Kohorten nicht verbessert. Bei Männern geht die Erwerbsbeteiligung im Scheidungsverlauf zurück. Dieser Rückgang ist zu einem gewissen Teil Folge von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die im Zusammenhang mit Scheidung und Trennung stehen. Obwohl sich damit der Erwerbsumfang von geschiedenen Männern und Frauen annähert, existieren weiterhin erhebliche Unterschiede im erzielten Erwerbseinkommen.


Am 7. und 8. Dezember 2017 fand an der Hertie School of Governance in Berlin der Auftakt-Workshop des Projektes statt. Eine Zusammenfassung dieser Veranstaltung finden Sie hier.

Am 21. und 22. Mai 2019 veranstaltete das FIS-Projekt den Workshop "New Social Risks and Pension Policies in Europe" an der Hertie School of Governance in Berlin. Das Programm zum Workshop finden Sie hier .