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Lola Sabirova als Gastwissenschaftlerin am DIFIS
Prof. Dr. Lola Sabirova, Professorin an der Staatlichen Wirtschaftsuniversität Taschkent in Usbekistan, war von 08. bis 19.07.2024 als Gastwissenschaftlerin am DIFIS tätig. Im Rahmen ihres Forschungsaufenthalts erforscht sie Rentenzugänge unterschiedlicher Geburtskohorten und Wünsche der Erwerbsbevölkerung in Deutschland bezüglich einer Weiterarbeit in der Rentenbezugsphase.
Das Forschungsinteresse beruht auf der Situation des Rentensystems in Usbekistan, das bis heute unterschiedliche Rentenzugangsalter für Frauen und Männer vorsieht. Diese Differenz wird in der Politik als Vorteil für Frauen dargestellt. Faktisch zeigen sich hier allerdings auch Phänomene der Diskriminierung, insofern Frauen mit Verweis auf das frühere Rentenzugangsalter häufig ihre Berufstätigkeit aufgeben müssen. Vor diesem Hintergrund sind Diskussionen in Deutschland über die Wahrnehmung von Altersgrenzen und eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze in Deutschland auch für die Diskussion in Usbekistan interessant. Von Interesse für die usbekische Diskussion sind zudem auch die Zahlen zur steigenden Alterserwerbstätigkeit in Deutschland, wie sie z.B. aus einer Ende 2022 veröffentlichten Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) zu entnehmen sind.
Ein auffälliger Unterschied zwischen Usbekistan und Deutschland ist der Unterschied im gesetzlichen Zugangsalter in Altersrenten, das sich in Usbekistan seit den sowjetischen Zeiten noch nicht verändert hat und weiterhin für Frauen 55 Jahre und für Männer 60 Jahre beträgt, während Deutschland in dieser Zeit eine deutliche Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters bis auf 67 Jahre für beide Geschlechter für den Geburtsjahrgang ab 1964 erlebt hat.
Unterschiede zeigen sich aber auch in der Diskussion und Wahrnehmung der gesetzlichen Altersgrenzen. Während in Deutschland Möglichkeiten für einen vorgezogenen Rentenzugang von den betroffenen Gruppen in der Regel als Begünstigung wahrgenommen werden, sehen sich in Usbekistan Frauen aufgrund ihres niedrigeren Rentenzugangsalters (im Kontext des niedrigen Rentenniveaus) häufig benachteiligt, obgleich die Frauenaltersgrenze politisch als Begünstigung von Frauen dargestellt wird.
Die Einführung eines gleichen gesetzlichen Rentenzugangsalters in Altersrenten könnte in Usbekistan insofern ein Schritt mehr Gleichstellung der Geschlechter bewirken und die finanzielle Situation von Frauen angesichts der momentan schwierigen Wirtschaftslage in Usbekistan verbessern. Ziel der während des Gastaufenthalts am DIFIS durchgeführten Recherchen, die anschließend in Usbekistan weitergeführt werden sollen, ist die Erarbeitung eines Vergleichs zu den skizzierten Themen der Ausgestaltung und Wahrnehmung von Altersgrenzen sowie der Alterserwerbstätigkeit im deutsch-usbekischen Vergleich sowie – in einem zweiten Schritt – die Ableitung von Reformvorschlägen für das usbekische Alterssicherungssystem.
Die Ergebnisse sollen in einen DIFIS-Impuls und ggf. weitere wissenschaftliche Publikationen und Konferenzbeiträge münden. Den DIFIS-Impuls finden Sie nach Veröffentlichung hier.
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