News
Veranstaltungsbericht: Validierungsworkshop „Arbeits- und Sozialpolitik in der Transformation“ am 20.11.2025 in Duisburg
Der Validierungsworkshop beruht auf Vorarbeiten des DIFIS Forschungsfeld 2- Eigenforschungsprojektes mit dem Thema „Herausforderungen der modernen Arbeitswelt für die Gestaltung sozialer Sicherung“. Mehr Informationen zur Konzeption und Datenerhebung finden Sie auch hier.
Am 20.11.2025 fand an der Universität Duisburg-Essen am Standort Duisburg Workshop zum Thema „Arbeits- und Sozialpolitik in der Transformation“ vom DIFIS-Forschungsfeld 2 statt. Dieser stützte sich zentral auf die ersten Forschungsergebnisse des Forschungsfeldes zu sektoralen Entwicklungspfaden in der Transformation sowie auf die Ergebnisse einer im Vorfeld ausgeschriebenen Expertise zu Fragen des Strukturwandels auf betrieblicher Ebene. Ergänzt wurden diese ersten Ergebnispräsentationen durch Inputs von erfahrenen Expert*innen aus der Arbeitsmarkt-, Tarif- und Regionalpolitik.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Martin Dietz (IAB, DIFIS-Fellow Forschungsfeld 2) startete das Programm mit einem ersten thematischen Schwerpunkt.
Arbeits- und Sozialpolitik in der Transformation
Prof. Dr. Martin Brussig (IAQ, Fellow DIFIS-Forschungsfeld 2), Jenny Hahs, PhD, und Timothy Rinke (wissenschaftliche Mitarbeit DIFIS-Forschungsfeld 2 und Forschungsfeldkoordination) präsentierten Zwischenergebnisse des Eigenprojektes des Forschungsfeldes zu aktuellen sektoralen Problemlagen und Bewältigungsstrategien der aktuellen Wirtschaftstransformation. Diskutiert wurde vor allem die aus den Interviews destillierte Instrumentenlandschaft und ihre branchenspezifische Passgenauigkeit aber auch Zielkonflikte bei den Anreizen für zwischenbetriebliche Mobilität und Zugängen zu Weiterbildung. Die Beiträge boten einen fundierten Überblick über arbeitsmarkt- und sozialpolitische Herausforderungen unterschiedlicher Wirtschaftssektoren. Die Moderation übernahm Dr. Martin Dietz.
Einblicke in die betriebliche Ebene
Der zweite Programmpunkt widmete sich der betrieblichen Perspektive der Transformation. Dr. Andreas Koch und Michael Jauss (beide IAW Tübingen) stellten Ergebnisse aus ihrer für das DIFIS erstellten Expertise zum aktuellen Stand wissenschaftlicher Betriebsfallstudien seit 2010 vor, die die praktische Umsetzung und Herausforderungen der wirtschaftlichen Transformation im Unternehmensalltag beleuchteten. Der Überblick über insgesamt 67 in die Tiefe ausgewertete Betriebsfallstudien zeigte deutlich auf, dass aktuell primär im Bereich der Digitalisierung und in größeren Betrieben bereits umfangreich geforscht wird. Forschungslücken bestehen dadurch aber im Bereich systematischer Forschung zur Auswirkung der Dekarbonisierung auf die einzelnen Unternehmen in den unterschiedlichen Sektoren sowie zu den Auswirkungen der Wirtschaftstransformation auf kleinst-, klein- und mittelständische Unternehmen. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Dr. Werner Eichhorst (IZA, DIFIS-Fellow Forschungsfeld 2).
Nach einem gemeinsamen Mittagsimbiss folgten mehrere Panels mit Blick auf konkrete Handlungsfelder der Sozialpolitik.
Schlussfolgerungen für die Sozialpolitik I: Arbeitsmarktpolitik
Im ersten sozialpolitischen Schwerpunkt gaben Prof. Dr. Michaela Schulze (Hochschule der Bundesagentur für Arbeit) sowie Tim Görtz-Frantzen (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW) fachliche Inputs. Sie diskutierten, welche Anforderungen und Steuerungsbedarfe sich für die Arbeitsmarktpolitik aus der laufenden Transformation ergeben. Beschäftigungssicherung in der Transformation adressiert aus ihrer Perspektive Übergänge im Umbruch und deren Hürden – diese können qualifikatorischer Natur, regional bezogener und/oder auch entgeltbezogener oder schlicht informatorischer Natur sein. Ambivalente Rollen kommen ihrer Aussage nach sowohl dem Kurzarbeitergeld als auch der Rolle von Transfergesellschaften in der Praxis zu, da damit nicht immer die Beschäftigungssicherung gewährt werden könnte. Sowohl die Bundesagentur für Arbeit als auch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW arbeiten an und evaluieren kontinuierlich die transformationsbezogenen Instrumente. Offene Forschungsbedarfe sahen die Referent*innen im Bereich rechtzeitiger und ausgewogenem Zugang zu Übergangshilfen. Die Moderation lag erneut bei Dr. Martin Dietz.
Schlussfolgerungen für die Sozialpolitik II: Tarifpolitik
Anschließend rückten tarifpolitische Fragestellungen in den Mittelpunkt. Thorben Albrecht (Berater, ehemals IG Metall) und Dr. Hagen Lesch (Institut der deutschen Wirtschaft) präsentierten unterschiedliche Perspektiven auf die Rolle der Tarifpolitik im Wandel von Arbeit und Wirtschaft. Einigkeit herrschte bei beiden Referenten darüber, dass die Tarifpolitik und damit verbundene Sozialpartnerschaft eine zentrale und wichtige Ressource in der Bearbeitung der Transformation darstellen. Sie sahen einen Vorrang der Bearbeitung auf der Branchen- und betrieblichen Ebene als Handlungsfeld und plädierten für den Erhalt von der Transformation angepassten Industriearbeitsplätzen. Der Transformation sei vorallem auf der Ebene der (auch branchenfernen) Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen, Investitionen in Infrastruktur aber auch qualitativer Faktoren wie Mentoringprogrammen, die Betriebe und/oder Arbeitnehmer_innen an die Hand nehmen und in der Förderlandschaft Orientierung schaffen, welche Möglichkeiten und Hilfe besteht, um die Übergänge zu gestalten. Naturgemäß gab es hier allerdings auch unterschiedliche Ansichten darüber, inwiefern diese Übergänge Verrentungen beispielsweise zum Ziel haben dürften. Lücken für diese Ansätze bestehen außerdem in wenig oder schwach organisierten Branchen und/oder Unternehmen und insbesondere kleineren Betrieben. Prof. Dr. Werner Eichhorst moderierte den Austausch.
Schlussfolgerungen für die Sozialpolitik III: Regionale Aspekte

Vorträge von Andreas Bendig und Ilham Karrouch
Nach einer kurzen Pause folgte ein dritter Schwerpunkt, der regionale sozialpolitische Herausforderungen beleuchtete. Andreas Bendig (G.I.B.GmbH) und Ilham Karrouch (Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion NRW) zeigten auf, wie sich Transformationsprozesse in unterschiedlichen Regionen auswirken und welche Steuerungsbedarfe sich daraus ergeben. Dabei wurde sehr gut ersichtlich, dass selbst innerhalb von Regionen die Transformation unterschiedlich verläuft und spezifische Bedarfe hat. Das Land NRW begegnet diesen Bedarfen durch ein Netzwerk aus Regionalagenturen, die spezifische, je nach Bedarf gestaffelte Beratungsangebote insbesondere für klein- und mittelständische Unternehmen anbietet und hier auch auf partizipatorische Ansätze Wert legt, um die Belegschaften einzubinden und zum Hauptträger der notwendigen Anpassungen in den Unternehmen zu machen. Aktive Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in Kombination werde beispielsweise im Rahmen von großen und kleinen Arbeitsmarktdrehscheiben bereits aktiv umgesetzt, mit bisher nach eigenen Aussagen sehr guten Erfahrungen und Ergebnissen. Die Session wurde von Prof. Dr. Martin Brussig moderiert.
Auf dem Weg zu Handlungsempfehlungen & Abschluss und Verabschiedung
In einer abschließenden Feedback- und Diskussionsrunde, moderiert von Prof. Dr. Werner Eichhorst und Dr. Martin Dietz, wurden die Erkenntnisse des Tages zusammengeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche konkreten Handlungsempfehlungen sich aus den Forschungsarbeiten und Diskussionen für die zukünftige Sozialpolitik ableiten lassen. Die finale Forderung nach passgenauen und produktiven, partizipativeren Instrumenten wie auch Prozessen und Akteurskonstellationen soll nun Eingang in den sich noch in Bearbeitung befindlichen Forschungsbericht, der im 1. Quartal 2026 als DIFIS Studie erscheinen wird, einfließen.
Zum Abschluss fasste Prof. Dr. Martin Brussig die zentralen Ergebnisse der Veranstaltung zusammen, gab einen Ausblick auf weitere Arbeiten im Forschungsfeld und verabschiedete die Teilnehmenden.
Das DIFIS-Forschungsfeld 2 „Herausforderungen der modernen Arbeitswelt für die Gestaltung sozialer Sicherung“ bedankt sich herzlich bei allen am Workshop Beteiligten für ihre engagierten Beiträge, anregenden Diskussionen und den offenen Austausch.
Das vollständige Workshop-Programm finden Sie hier.


