News

Veranstaltungsbericht: Workshop "4-Tage-Woche - Eine Lösung für alle?" in Bremen

In jüngerer Zeit gibt es verstärkt Forderungen nach der Einführung einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, besonders sichtbar in den diesjährigen Tarifverhandlungen der Metallindustrie und bei der Deutschen Bahn. Pro-Argumente sind Produktivitätsfortschritte durch neue Technologien wie Digitalisierung, Zeitwohlstand für Beschäftigte, Minderung gesundheitlicher Risiken von Erwerbsarbeit, Zeitgewinn für Familie, Partnerschaft und gesellschaftliche Teilhabe und möglicherweise auch ökologische Vorteile etwa durch geringere Mobilität. Aber in der Debatte werden auch potentielle Nachteile vorgebracht: gesundheitliche Risiken aufgrund von Arbeitsverdichtung, hohe Kosten für ArbeitgeberInnen bzw. Unternehmen, Verschärfung des Fachkräftemangels durch reduziertes Arbeitsvolumen, Einschränkungen bei Dienstleistungsangeboten, das Risiko von Wohlstandsverlusten und der Verringerung der sozialintegrativen Funktion von Erwerbsarbeit. Bisherige Ergebnisse der Arbeitszeitforschung zu den Folgen sind keineswegs eindeutig.

Die Forderung nach einer 4-Tage Woche trifft auf einen geschlechtsspezifisch strukturierten Arbeitsmarkt, in dem vor allem Frauen neben der Erwerbsarbeit den Großteil der Sorgearbeit in der Familie übernehmen. Ihre Erwerbsverläufe sind stärker durch Erwerbsunterbrechungen gekennzeichnet und sie sind häufig in Dienstleistungsbereichen tätig, die durch Teilzeitarbeit und geringe Lohnniveaus gekennzeichnet sind, mit entsprechenden Einschränkungen für eine eigenständige Existenzsicherung. Vor diesem Hintergrund stellen sich eine Reihe von Fragen, wie bspw.:

  • Was bedeutet eine solche Arbeitszeitverkürzung im Hinblick auf Arbeitsverdichtung und Arbeitsbelastungen und wie können ArbeitnehmerInnen entsprechend geschützt werden?
  • Welchen Wandel von Arbeitszeitwünschen können wir beobachten und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
  • Wie wären Dienstleistungsbereiche wie Altenpflege, Kitas und Krankenhäuser betroffen, wo Produktivitätsgewinne begrenzt und Rund-um die-Uhr-Verfügbarkeit notwendig sind und welche Auswirkungen hätte die 4-Tage-Woche in der industriellen Produktion?
  • Welche Praxisbeispiele sind bereits bekannt und welche Schlussfolgerungen können aus diesen gezogen werden?
  • Geht es um Arbeitszeitverkürzungen in der ‚Rush Hour des Lebens‘ oder im gesamten Erwerbsverlauf und welche gesundheitlichen Risiken gehen damit einher? Was bedeutet eine 4-Tage-Woche für die Verteilung von Care-Arbeit und die Chance auf eigenständige Existenzsicherung durch Erwerbsarbeit?

 

Diese und weitere Fragen wurden am 15.03.2024 im Rahmen des Workshops „4-Tage-Woche – Eine Lösung für alle?“ mit insgesamt 35 ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis diskutiert. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung in Bremen unter Federführung der Forschungsfelder 4 („Lebensläufe und Sozialpolitik“) und 2 („Herausforderungen der modernen Arbeitswelt“) des Deutschen Instituts für Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (DIFIS). Das Programm der Veranstaltung finden sie hier. Sollten Sie Interesse an den Ergebnissen des Workshops haben, wenden Sie sich gerne an Miriam Laschinski (miriam.laschinski@difis.org) und/oder Martin Buchner (martin.buchner@difis.org). Darüber hinaus ist geplant, den Output der Veranstaltung und mögliche Policy-Empfehlungen in Form eines DIFIS-Impulses festzuhalten.

 

 

zurück zur Übersicht