Soziale Dienste & Digitalität – kritische soziale Infrastrukturen nachhaltig und resilient gestalten
Ausgangspunkt: Prekäre Dienstleistungserbringung & Ambivalenzen der Digitalisierung
Soziale Dienste sind kritische Infrastrukturen. Kritisch weil sie gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten für die Funktionsfähigkeit und die Legitimation der sozialen Ordnung relevant sind, während gleichzeitig die sozialen Dienste selbst nur wenig resilient sind und ihre Erbringung stets prekär ist.
Die Digitalisierung sozialer Dienste ist ein ambivalenter Prozess: Digitale Lösungen werden oft als Weg für eine nachhaltige, niederschwellige und verlässliche Bereitstellung sozialer Dienste eingestuft. Ob bzw. inwieweit sich dieses Versprechen erfüllt, ist allerdings eine empirisch noch zu untersuchende Frage. Bei der Erbringung sozialer Dienstleistungen wirken in aller Regel mehrere Organisationen unterschiedlicher politischer Ebenen zusammen, mit je eigenen IT-Lösungen und daraus folgenden Interoperabilitätsproblemen. Ob Digitalisierung daher tatsächlich zu einer Verringerung sozialer Ungleichheiten durch einen verbesserten Zugang zu sozialen Dienstleistungen führen kann, hängt daher vor allem von den (digitalen) Governance-Arrangements und der Qualität der Kooperation der beteiligten Akteure ab.
Forschungsziele und -ansatz
Das Issue Network ist ein Zusammenschluss von Forscher*innen, die nicht nur gemeinsame Forschungsinteressen, sondern auch eine gemeinsame Forschungsperspektive auf die Digitalität sozialer Dienste teilen. Das Issue Network bearbeitet theoretische, empirische und transformative Forschungsfragen:
- Theoretisch: Wie lassen sich Prozesse der Digitalisierung sozialer Dienste systematisierend beschreiben, erklären und bewerten?
- Empirisch: Welche Formen und (intendierten und nicht-intendierten) Folgen hat die Digitalisierung sozialer Dienste?
- Transformativ: Unter welchen Bedingungen kann Digitalisierung zu einer Steigerung der Qualität und der Resilienz von sozialen Diensten als kritische Infrastruktur beitragen?
Die Forschungsgruppe ist Interdisziplinär auf Ebene…
- des analytischen Rahmens: Verknüpfung akteurszentrierter und institutioneller Theorien der Politikwissenschaft mit professions- und organisationstheoretischen Ansätzen und Ansätzen der kritischen Wissenschafts- und Technikforschung (Science & Technology Studies),
- der Mitglieder: beteiligt sind Forscher:innen mit Expertise aus den Bereichen Sozialpolitik, Soziale Arbeit, Politik- und Verwaltungswissenschaften und Informatik.
Mitglieder und Teilprojekte
Die Forschungsziele des Issue Networks werden von den Mitgliedern in unterschiedlichen Teilprojekten konkretisiert (für mehr Informationen Akkordeon aufklappen).
- Dr. Doris Allhutter (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
- PD Dr. Brigitte Bargetz (Wirtschaftsuniversität Wien)
- Prof. Dr. Silke Bothfeld (Hochschule Bremen): Soziale Rechte im Kontext digitaler Leistungserbringung
- Dr. Daniela Böhringer (Universität Duisburg-Essen)
- Prof. Dr. Stefanie Büchner (Leibniz Universität Hannover): Organisationslogiken und -transformationen in der Digitalisierung öffentlicher Organisationen
- Prof. Dr. Juliane Jarke (Karl-Franzens-Universität Graz): Co-Creation von digitalen sozialen Diensten
- Prof. Dr. Jaromir Junne (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg): Digitalisierung in der Steuerung sozialer Dienste
- Prof. Dr. Tanja Klenk (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg): Institutionelle Logiken von Sozialplattformen
- Prof. Dr. Bettina Leibetseder (Hochschule Landshut): Soziale Rechte im Kontext digitaler Leistungserbringung
- Dr. Sylvia Nienhaus (Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und Diakonie RWL)
- Dr. Monique Ratermann-Busse (Universität Duisburg-Essen): Bedeutung von Akteur:innen und Akteurskonstellationen für Bildungsorganisation und -arbeit im Kontext der Digitalisierung
- Dr. Renate Reiter (ZEP - Zentrum für Evaluation und Politikberatung & FernUniversität in Hagen, Institut für Politikwissenschaft): Digitalisierung und Governance kommunaler Sozialpolitik
- Dr. Dorothee Riese (FernUniversität Hagen): Digitalisierung und Governance kommunaler Sozialpolitik
- Prof. Dr. Udo Seelmeyer (Fachhochschule Bielefeld): Digitalisierung und Profession
- Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey (Universität Duisburg-Essen): Potenziale und Engpassfaktoren politikfeldübergreifender Kooperation
Aktivitäten
Vergangene Aktivitäten
Vortrag: Prekäres Organisieren im subsidiären Wohlfahrtsstaat
Dr. Jaromir Junne (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg) widmete sich dem Thema: Prekäres Organisieren im subsidiären Wohlfahrtsstaat – Pandemisches Krisenmanagement als Spannungsverstärker oder -entschärfer für Organisationen der Daseinsvorsorge.
Die Veranstaltung fand am 13. Januar 2023 von 10 bis 11 Uhr digital statt.
Ansprechpartnerin für das Issue Network
Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Institut für Technikfolgen-Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und Diakonie RWL