Für eine interdisziplinäre Analyse von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik!
Das Lehrbuch von Fabian Beckmann und Florian Spohr betont die Vorzüge einer soziologischen und politikwissenschaftlichen Analyseperspektive auf Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik.
Wie die gesellschaftspolitischen Diskussionen um anhaltende Langzeitarbeitslosigkeit (immer weniger ein Skandal?), Fachkräftemangel (hausgemacht?), das neue Bürgergeld (ein Schritt nach vorn?) und Weiterbildungsoffensiven (überfällig?) zeigen, ist die Interpretation von Arbeitsmarktdynamiken und Arbeitsmarkteingriffen kontrovers. Das gilt auch für die sozialwissenschaftliche Analyse, wo Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik Gegenstand gleich mehrerer Disziplinen sind. Dabei setzen Ökonomie, Politikwissenschaft und Soziologie jeweils eigene Schwerpunkte: bei der Funktionsweise von Märkten, bei der politischen Steuerung und der gesellschaftlichen Bedeutung von Arbeit und Beschäftigung. Eine synergetische Verbindung dieser disziplinären Perspektiven findet sich im deutschsprachigen Diskurs eher in der Forschung als in der Ausbildung des sozialwissenschaftlichen Nachwuchses. In diese Lücke stößt das vorliegende Lehrbuch. Die Autoren wollen „für die Vorzüge einer soziologischen und politikwissenschaftlichen Analyseperspektive auf Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik sensibilisieren“ (Vorwort). Die sehen sie vor allem darin, Wechselwirkungen zwischen dem Wandel von Arbeit und arbeitsmarktpolitischen Paradigmen und Institutionen thematisieren zu können. Dass ein solch anspruchsvoller Zugriff auf die Analyse von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, der Grundlagen, Wandel und Zukunftsperspektiven vermitteln will, zu Lasten teildisziplinärer Vertiefung geht, ist ihnen wohl bewusst.
Aufbau und Inhalt des Buches entsprechen dem Charakter eines Lehrbuches, das für Studierende und Dozierende gleichermaßen geeignet ist. In den ersten beiden Kapiteln geht es zunächst um Grundlagen im Verständnis von Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit und Paradigmen und Prinzipien der Arbeitsmarktpolitik. So steht im ersten Kapitel ein soziologischer Blick auf die Arbeitsgesellschaft, die ökonomische Analyse des Arbeitsmarktes als Markt und die Segmentationstheorie als sozialwissenschaftlicher Erklärungsansatz zur Strukturierung von Arbeitsmärkten im Vordergrund. Dieser eher theoretische Einstieg wird dann freilich um empirische Befunde zur Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung ergänzt, wobei die Beschäftigungsentwicklung seit den 1970er Jahren als sukzessive Tertiarisierung und Feminisierung sowie, für die jüngere Zeit, als Heterogenisierung und Prekarisierung gekennzeichnet wird. Auch im zweiten Kapitel findet sich eine Mischung aus theoretischem Zugriff und zeithistorischem Bogen. Auf Systematisierungen von Arbeitsmarktpolitik und Erklärungsansätze unterschiedlicher Arbeitsmarktregime aus der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung folgt ein Abriss des Wandels arbeitsmarktpolitischer Leitbilder vom Keynesianismus über den neoliberalen bis hin zum Sozialinvestitionsstaat.
In drei weiteren Kapiteln werden dann aus vorrangig politikwissenschaftlicher Perspektive die Arbeitsmarktpolitik und das System der Arbeitsbeziehungen in Deutschland sowie die Arbeitsmarktpolitik der Europäischen Union vorgestellt. Dabei folgt auf eine Einführung der jeweils relevanten Institutionen und Instrumente insbesondere in Kapitel 3 und Kapitel 4 eine auch theoretisch informierte Darstellung des Wandels. So werden im dritten Kapitel die Einführung der Hartz-Reformen und des Mindestlohns als Zäsuren in der deutschen Arbeitsmarktpolitik charakterisiert. Analog akzentuieren die Autoren im vierten Kapitel, vor dem Hintergrund der historischen Genese und rechtlich kodifizierten Errungenschaft der betrieblichen Mitbestimmung und des Systems der Arbeitsbeziehungen in Deutschland, die jüngeren Entwicklungen als Segmentierung und Verbetrieblichung der Unternehmensmitbestimmung und Trends zur Fragmentierung und Dezentralisierung der Sozialpartnerschaft. Das informative Kapitel zur Arbeitsmarktpolitik der Europäischen Union behandelt gut strukturiert und mit Rekurs auf das Konzept der varietes of capitalism das Verhältnis von nationalstaatlicher und suprastaatlicher Governance durch Marktschaffung als negativer Integration einerseits und Regulierung als einer Form positiver Integration andererseits. Darüber hinaus werden auch die Formulierung sozialer Rechte durch den EUGH sowie die jüngeren, durch soft law gekennzeichneten arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Strategien einbezogen.
Die letzten zwei Kapitel schließlich sind aktuellen Debatten und Perspektiven gewidmet: In dem umfangreichen sechsten Kapitel geht es um Digitalisierung und Plattformisierung, wobei arbeitsweltliche Charakteristika und soziale Folgen wie auch Handlungsbedarfe thematisiert werden. Weitere Themen sind die Neujustierung von Hartz IV und die aktuell diskutierten Konzepte gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Ein knappes Abschlusskapitel interpretiert die dargestellte arbeitsmarktpolitische Dynamik als marktlich getriebene und eher reaktive denn proaktive Staatsintervention.
Die Darstellung steht, wie das vierzig Seiten umfassende und auf einschlägige aktuelle Literatur rekurrierende Literaturverzeichnis zeigt, auf einer breiten Basis. Didaktisch eher konventionell, aber für Studierende wie Lehrende hilfreich, finden sich nach jedem Kapitel einige Stoffverständnisfragen und Hinweise auf vertiefende Literatur. Ein Register mit relevanten Schlagworten und eine dem Textteil vorangestellte Liste mit für die Arbeitsmarktforschung einschlägigen Forschungseinrichtungen in Deutschland runden das Lehrbuch ab.
Theoretisch-konzeptioneller Zugriff, Systematik und Breite des Handbuchs überzeugen. Gleichwohl gibt es auch einige Kritikpunkte. Ungeachtet des interdisziplinären Anspruchs dominiert eine politikwissenschaftliche Perspektive. Das hat den Effekt, dass die Analyse des Strukturwandels von Arbeit und Beschäftigung gegenüber der Arbeitsmarktpolitikanalyse etwas zu kurz kommt und zudem in der Tendenz auf die männlich geprägten industriellen bzw. industrienahen Bereiche beschränkt erscheint. Dies zeigt sich im ersten Kapitel in der Behandlung von Tertiarisierung, wo zwar auf den Zusammenhang von Dienstleistungsexpansion und steigender Frauenerwerbsbeteiligung hingewiesen, aber auf die systematische Unterscheidung zwischen kommerziellen und sozialen Dienstleistungen und die Verknüpfung letzterer mit wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung verzichtet wird. Ähnliches gilt für das sechste Kapitel zu Perspektiven und Herausforderungen: Hier fehlt die Auseinandersetzung mit den Strukturproblemen des sozialen Sektors (Pflege, Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheit) und der öffentlichen bzw. privatisierten Infrastruktur.
Mit der Aussparung der Rolle des Staates als Arbeitgeber erscheint zudem die nicht nur im zweiten Kapitel stark akzentuierte Staatstätigkeitsperspektive verkürzt. Denn so werden lediglich regulative Markteingriffe, nicht aber auch die ebenfalls relevante Rolle des Staates als Marktakteur thematisiert. Weiter hätten Genderaspekte von Arbeit und Beschäftigung und ihre Implikationen für die Arbeitsmarktpolitik stringenter behandelt werden können; Gleichstellung und Vereinbarkeit als Bestandteile von Arbeitsmarktpolitik etwa bleiben unterbelichtet.
Schließlich ist gerade mit Blick auf den Lehrbuchcharakter ein weiteres Desiderat zu nennen: Die, aus gut nachvollziehbaren Gründen, auf Deutschland fokussierte Analyse hätte gewonnen, wenn die Autoren ihren Gegenstand explizit als nationalspezifische Entwicklung von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Europa kontextualisiert und komparative Bezüge nicht nur punktuell und im abstrakten Rekurs auf Wohlfahrtsstaatstypen hergestellt hätten. Auch bei den weiterführenden Literaturverweisen am Ende der einzelnen Kapitel wäre ein stärkerer Bezug auf einschlägige aktuelle internationale Diskurse möglich gewesen, dies gilt etwa für die Themen Prekarisierung und Dualisierung (vgl. Emmeneger et al: 2012) und Wissensgesellschaft (Garritzman et al 2022). Eine sinnvolle praktische Ergänzung auch für fortgeschrittene Studierende könnten noch Hinweise auf interdisziplinäre Forschungsnetzwerke sein, wie den seit den 1980er Jahren in Deutschland etablierten Arbeitskreis Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung SAMF e.V. Dessen ungeachtet ist dem Lehrbuch, das ohne Zweifel eine Lücke in der Arbeitsmarkt- und Arbeitsmarktpolitikanalyse füllt, eine rege Nutzung in der sozialwissenschaftlichen Ausbildung zu wünschen.
Emmenegger, Patrick, Häusermann, Silja, Palier, Bruno and Martin Seeleib-Kaiser (eds.) (2012): The Age of Dualization. The Changing Face of Inequality in Deindustrializing Societies, Oxford: Oxford University Press.
Wie die gesellschaftspolitischen Diskussionen um anhaltende Langzeitarbeitslosigkeit (immer weniger ein Skandal?), Fachkräftemangel (hausgemacht?), das neue Bürgergeld (ein Schritt nach vorn?) und Weiterbildungsoffensiven (überfällig?) zeigen, ist die Interpretation von Arbeitsmarktdynamiken und Arbeitsmarkteingriffen kontrovers. Das gilt auch für die sozialwissenschaftliche Analyse, wo Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik Gegenstand gleich mehrerer Disziplinen sind. Dabei setzen Ökonomie, Politikwissenschaft und Soziologie jeweils eigene Schwerpunkte: bei der Funktionsweise von Märkten, bei der politischen Steuerung und der gesellschaftlichen Bedeutung von Arbeit und Beschäftigung. Eine synergetische Verbindung dieser disziplinären Perspektiven findet sich im deutschsprachigen Diskurs eher in der Forschung als in der Ausbildung des sozialwissenschaftlichen Nachwuchses. In diese Lücke stößt das vorliegende Lehrbuch. Die Autoren wollen „für die Vorzüge einer soziologischen und politikwissenschaftlichen Analyseperspektive auf Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik sensibilisieren“ (Vorwort). Die sehen sie vor allem darin, Wechselwirkungen zwischen dem Wandel von Arbeit und arbeitsmarktpolitischen Paradigmen und Institutionen thematisieren zu können. Dass ein solch anspruchsvoller Zugriff auf die Analyse von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, der Grundlagen, Wandel und Zukunftsperspektiven vermitteln will, zu Lasten teildisziplinärer Vertiefung geht, ist ihnen wohl bewusst.
Aufbau und Inhalt des Buches entsprechen dem Charakter eines Lehrbuches, das für Studierende und Dozierende gleichermaßen geeignet ist. In den ersten beiden Kapiteln geht es zunächst um Grundlagen im Verständnis von Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit und Paradigmen und Prinzipien der Arbeitsmarktpolitik. So steht im ersten Kapitel ein soziologischer Blick auf die Arbeitsgesellschaft, die ökonomische Analyse des Arbeitsmarktes als Markt und die Segmentationstheorie als sozialwissenschaftlicher Erklärungsansatz zur Strukturierung von Arbeitsmärkten im Vordergrund. Dieser eher theoretische Einstieg wird dann freilich um empirische Befunde zur Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung ergänzt, wobei die Beschäftigungsentwicklung seit den 1970er Jahren als sukzessive Tertiarisierung und Feminisierung sowie, für die jüngere Zeit, als Heterogenisierung und Prekarisierung gekennzeichnet wird. Auch im zweiten Kapitel findet sich eine Mischung aus theoretischem Zugriff und zeithistorischem Bogen. Auf Systematisierungen von Arbeitsmarktpolitik und Erklärungsansätze unterschiedlicher Arbeitsmarktregime aus der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung folgt ein Abriss des Wandels arbeitsmarktpolitischer Leitbilder vom Keynesianismus über den neoliberalen bis hin zum Sozialinvestitionsstaat.
In drei weiteren Kapiteln werden dann aus vorrangig politikwissenschaftlicher Perspektive die Arbeitsmarktpolitik und das System der Arbeitsbeziehungen in Deutschland sowie die Arbeitsmarktpolitik der Europäischen Union vorgestellt. Dabei folgt auf eine Einführung der jeweils relevanten Institutionen und Instrumente insbesondere in Kapitel 3 und Kapitel 4 eine auch theoretisch informierte Darstellung des Wandels. So werden im dritten Kapitel die Einführung der Hartz-Reformen und des Mindestlohns als Zäsuren in der deutschen Arbeitsmarktpolitik charakterisiert. Analog akzentuieren die Autoren im vierten Kapitel, vor dem Hintergrund der historischen Genese und rechtlich kodifizierten Errungenschaft der betrieblichen Mitbestimmung und des Systems der Arbeitsbeziehungen in Deutschland, die jüngeren Entwicklungen als Segmentierung und Verbetrieblichung der Unternehmensmitbestimmung und Trends zur Fragmentierung und Dezentralisierung der Sozialpartnerschaft. Das informative Kapitel zur Arbeitsmarktpolitik der Europäischen Union behandelt gut strukturiert und mit Rekurs auf das Konzept der varietes of capitalism das Verhältnis von nationalstaatlicher und suprastaatlicher Governance durch Marktschaffung als negativer Integration einerseits und Regulierung als einer Form positiver Integration andererseits. Darüber hinaus werden auch die Formulierung sozialer Rechte durch den EUGH sowie die jüngeren, durch soft law gekennzeichneten arbeitsmarkt- und beschäftigungspolitischen Strategien einbezogen.
Die letzten zwei Kapitel schließlich sind aktuellen Debatten und Perspektiven gewidmet: In dem umfangreichen sechsten Kapitel geht es um Digitalisierung und Plattformisierung, wobei arbeitsweltliche Charakteristika und soziale Folgen wie auch Handlungsbedarfe thematisiert werden. Weitere Themen sind die Neujustierung von Hartz IV und die aktuell diskutierten Konzepte gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Ein knappes Abschlusskapitel interpretiert die dargestellte arbeitsmarktpolitische Dynamik als marktlich getriebene und eher reaktive denn proaktive Staatsintervention.
Die Darstellung steht, wie das vierzig Seiten umfassende und auf einschlägige aktuelle Literatur rekurrierende Literaturverzeichnis zeigt, auf einer breiten Basis. Didaktisch eher konventionell, aber für Studierende wie Lehrende hilfreich, finden sich nach jedem Kapitel einige Stoffverständnisfragen und Hinweise auf vertiefende Literatur. Ein Register mit relevanten Schlagworten und eine dem Textteil vorangestellte Liste mit für die Arbeitsmarktforschung einschlägigen Forschungseinrichtungen in Deutschland runden das Lehrbuch ab.
Theoretisch-konzeptioneller Zugriff, Systematik und Breite des Handbuchs überzeugen. Gleichwohl gibt es auch einige Kritikpunkte. Ungeachtet des interdisziplinären Anspruchs dominiert eine politikwissenschaftliche Perspektive. Das hat den Effekt, dass die Analyse des Strukturwandels von Arbeit und Beschäftigung gegenüber der Arbeitsmarktpolitikanalyse etwas zu kurz kommt und zudem in der Tendenz auf die männlich geprägten industriellen bzw. industrienahen Bereiche beschränkt erscheint. Dies zeigt sich im ersten Kapitel in der Behandlung von Tertiarisierung, wo zwar auf den Zusammenhang von Dienstleistungsexpansion und steigender Frauenerwerbsbeteiligung hingewiesen, aber auf die systematische Unterscheidung zwischen kommerziellen und sozialen Dienstleistungen und die Verknüpfung letzterer mit wohlfahrtsstaatlicher Entwicklung verzichtet wird. Ähnliches gilt für das sechste Kapitel zu Perspektiven und Herausforderungen: Hier fehlt die Auseinandersetzung mit den Strukturproblemen des sozialen Sektors (Pflege, Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheit) und der öffentlichen bzw. privatisierten Infrastruktur.
Mit der Aussparung der Rolle des Staates als Arbeitgeber erscheint zudem die nicht nur im zweiten Kapitel stark akzentuierte Staatstätigkeitsperspektive verkürzt. Denn so werden lediglich regulative Markteingriffe, nicht aber auch die ebenfalls relevante Rolle des Staates als Marktakteur thematisiert. Weiter hätten Genderaspekte von Arbeit und Beschäftigung und ihre Implikationen für die Arbeitsmarktpolitik stringenter behandelt werden können; Gleichstellung und Vereinbarkeit als Bestandteile von Arbeitsmarktpolitik etwa bleiben unterbelichtet.
Schließlich ist gerade mit Blick auf den Lehrbuchcharakter ein weiteres Desiderat zu nennen: Die, aus gut nachvollziehbaren Gründen, auf Deutschland fokussierte Analyse hätte gewonnen, wenn die Autoren ihren Gegenstand explizit als nationalspezifische Entwicklung von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik in Europa kontextualisiert und komparative Bezüge nicht nur punktuell und im abstrakten Rekurs auf Wohlfahrtsstaatstypen hergestellt hätten. Auch bei den weiterführenden Literaturverweisen am Ende der einzelnen Kapitel wäre ein stärkerer Bezug auf einschlägige aktuelle internationale Diskurse möglich gewesen, dies gilt etwa für die Themen Prekarisierung und Dualisierung (vgl. Emmeneger et al: 2012) und Wissensgesellschaft (Garritzman et al 2022). Eine sinnvolle praktische Ergänzung auch für fortgeschrittene Studierende könnten noch Hinweise auf interdisziplinäre Forschungsnetzwerke sein, wie den seit den 1980er Jahren in Deutschland etablierten Arbeitskreis Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung SAMF e.V. Dessen ungeachtet ist dem Lehrbuch, das ohne Zweifel eine Lücke in der Arbeitsmarkt- und Arbeitsmarktpolitikanalyse füllt, eine rege Nutzung in der sozialwissenschaftlichen Ausbildung zu wünschen.
Literatur
Garritzmann, Julian L., Häusermann, Silja and Bruno Palier (eds.) (2022): The World Politics of Social Investment (Volume I): Welfare States in the Knowledge Economy, Oxford and New York: Oxford University Press.Emmenegger, Patrick, Häusermann, Silja, Palier, Bruno and Martin Seeleib-Kaiser (eds.) (2012): The Age of Dualization. The Changing Face of Inequality in Deindustrializing Societies, Oxford: Oxford University Press.
Frank Nullmeier 2023, Für eine interdisziplinäre Analyse von Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik!, in: sozialpolitikblog, 30.03.2023, https://difis.org/blog/?blog=56 Zurück zur Übersicht
Frank Nullmeier
Prof. Dr. Frank Nullmeier ist stellvertretender Direktor des DIFIS und leitet die Abteilung Bremen. Er ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Bremen im SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Sozialpolitikforschung und Wohlfahrtsstaatstheorie, interpretative Politikanalyse und Process Tracing sowie Politische Theorie.
Bildnachweis: privat
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