Arbeitslosigkeit und Behinderung unter Berücksichtigung der Covid-19-Pandemie und ihrer Bewältigung (AloBehindCOVID)

Geförderte Institution: Universität Kassel


Projektverantwortliche: Prof. Dr. Alfons Hollederer (Universität Kassel), Prof. Dr. Karsten Paul (Universität Erlangen-Nürnberg)




Problemstellung

Die Corona-Pandemie führte als weltweite Gesundheitskrise auch zu starken Verwerfungen an den Arbeitsmärkten und zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Für Menschen mit Behinderung ist eine starke Betroffenheit durch diese Entwicklung zu erwarten, da sie bereits in wirtschaftlich guten Zeiten eine benachteiligte Gruppe auf den Arbeitsmarkt darstellen. Noch ist weitgehend unklar, welche Subgruppen behinderter Menschen betroffen sind. Auch die vermittelnden Wirkmechanismen sind weitgehend ungeklärt.

Projektziel

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage möglicher Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den Erwerbsstatus von Menschen mit Behinderung. Es wird zum einen untersucht, ob sich für diese besonders vulnerable Gruppe der Beschäftigten mit Behinderungen nach Einsetzen der Pandemie eine im Vergleich mit der Erwerbsbevölkerung besonders ausgeprägte Zunahme von Stellenverlusten nachweisen lässt und welche Faktoren Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes nehmen. Zum anderen werden die Veränderungen der Wiederbeschäftigungschancen bei Arbeitslosen mit Behinderung und ihre Protektiv- und Risikofaktoren analysiert. Dabei werden demografische und erwerbsbezogene Merkmale (wie Migrationsstatus, Bildungsgrad, Qualifikationsniveau und Geschlecht) sowie soziale Faktoren als mögliche moderiere Faktoren untersucht. Es wird anhand von Unterschiedshypothesen überprüft, inwieweit bei Frauen mit Behinderung, sowie Migrantinnen bzw. Migranten mit Behinderung, sowie formal gering gebildeten Menschen mit Behinderung die nachteiligen arbeitsmarktbezogenen Effekte während der Pandemie besonders ausgeprägt sind. Außerdem werden drei mögliche vermittelnde Faktoren des schädigenden Effektes der Pandemie auf die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung näher untersucht werden, nämlich COVID-19-bezogene Sorgen und Befürchtungen, Selbstwirksamkeitserwartungen sowie soziale Unterstützung. Die Auswertungen berücksichtigen den unterschiedlichen Schweregrad der amtlich anerkannten Behinderungen und weitere Selbstangaben zum subjektiven Gesundheitszustand sowie Krankheitsgruppen.

Methode und Durchführung

Es werden Sekundäranalysen der Daten des Panels Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) der Bundesagentur für Arbeit durchgeführt. Der Datenzugang erfolgt über Scientific Use Files über das Forschungsdatenzentrum der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im PASS werden alle Personen ab 15 Jahren im ausgewählten Haushalt von Beschäftigten und im SGB II-Bezug befragt. Mit ca. 15.000 Teilnehmenden pro Welle erlaubt dieser längsschnittliche, jährlich durch eine neue Welle ergänzte Datensatz auch teststarke Untersuchungen spezifischer Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Menschen mit Behinderung. Unter Verwendung der Daten von 2019 bis 2022 stehen auch Daten aus der Zeit vor der Pandemie Verfügung, gegen die die Phasen der Pandemie dann kontrastiert werden können. Die Auswertung erfolgt in der Methodik mittels mehrebenenanalytischer Verfahren für Längsschnittdaten. Die Projektumsetzung erfolgt in Form von fünf abgeschlossenen Teilprojekten mit sekundäranalytischen Auswertungen sowie einer abschließenden Forschungsintegration der Teilergebnisse des Forschungsprojekts mit Ableitung von Empfehlungen für Wissenschaft, Sozialpolitik und Praxis.

Das Forschungsprojekt hat hohe Relevanz für die Integration einer vulnerablen sozialen Gruppe im Arbeitsmarkt, für die gemäß der UN-Behindertenrechtkonvention dasselbe Recht auf Arbeit wie für nichtbehinderte Menschen besteht.