sozialpolitikblog
Eine geöffnete Schere mit orangefarbenen Griff liegt auf einer blauen Fläche.
sozialpolitikblog-Gespräch, 06.11.2025

Zeitreise durch die Ungleichheit

Gemeinsam mit der Forschung hat der AWO Bundesverband den „Zeitstrahl der Ungleichheit“ entwickelt, der die Entwicklung von Vermögensungleichheit in Deutschland abbildet. Im Interview mit sozialpolitikblog erklärt AWO-Referent Lukas Werner, wie das interaktive Tool funktioniert und warum Wissenstransfer wichtig ist.


Interview: Nicole Vetter


Was genau ist das Ungleichheits-Tool und wie kann es Nutzer*innen helfen, besser zu verstehen, wie Vermögen in Deutschland verteilt ist?


Der „Zeitstrahl der Ungleichheit“ ist ein interaktives Tool, das einen Überblick über die Entwicklung der Verteilung privater Vermögen in Deutschland seit der Gründung der Bundesrepublik bietet. Es zeigt die Anteile des reichsten Prozents und der ärmsten 50 Prozent der Bevölkerung und beantwortet die Frage, wie viel die reichsten und die ärmsten Menschen besitzen, einschließlich Barvermögen, Immobilien und Unternehmensanteilen. Zusätzlich gibt es einen Graphen über den Beitrag vermögensbezogener Steuern zum Steueraufkommen. Die Vermögensteuer ist seit den 1990er Jahren ausgesetzt. Das Tool zeigt, was dem Staat seither entgangen ist. Und dann haben wir noch Informationen zu politischen Mehrheitsverhältnissen und zentralen Ereignissen im Bereich der Besteuerung von Vermögen. Damit bietet der Zeitstrahl eine kuratierte Übersicht über die wichtigsten Daten und Ereignisse zur Vermögensungleichheit in Deutschland und lädt Nutzer*innen dazu ein, sich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen.


Richtet sich der Zeitstrahl der Ungleichheit an bestimmte Zielgruppen?


Wir richten uns damit an Politik und Fachkreise, aber vor allem auch an unsere 250.000 Mitarbeitenden und 270.000 Mitglieder. Darüber hinaus soll der Zeitstrahl auch für die breite Bevölkerung zugänglich sein. Wir wollten das Tool möglichst niedrigschwellig gestalten und dazu einladen, auf eine Entdeckungsreise zu gehen. Das fängt schon bei der Auswahl der Indikatoren an, wir nutzen zum Beispiel nicht den Gini-Koeffizienten als Maß der Vermögenskonzentration, sondern die Anteilswerte am Gesamtvermögen. Wir haben außerdem ein Glossar, das die Indikatoren in möglichst einfacher Sprache erklärt.


Wie ist die Idee zu dem Tool entstanden und warum haben Sie sich entschieden, mit der Wissenschaft zusammenzuarbeiten?


Die Idee entstand bei unserer Vorbereitung auf die Bundestagswahl und die Koalitionsverhandlungen 2025, um einen starken Fokus auf fiskal- und steuerpolitische Forderungen zu legen. Ziel war es, die Menschen für ungleiche Vermögensverhältnisse zu sensibilisieren und ihnen klarzumachen, dass sie durch ihre Stimme Veränderungen bewirken können. Die AWO hat das Tool programmieren lassen, wobei die benötigten Rohdaten von Professorin Charlotte Bartels, die heute eine Professur für Finanzwissenschaften am Institut für öffentliche Finanzen und Public Management an der Universität Leipzig hat, die Grundlage bilden. Sie und ihre Ko-Autor*innen verfügen über die Daten für Deutschland, die eine konsistente Nachzeichnung ohne methodische Umstellungen ermöglichen. Uns war ein faktenbasierter Ansatz wichtig. Wir als Verband beziehen im politischen Diskurs deutlich Stellung, das Tool sollte aber eine neutralere Perspektive bieten und verschiedene Ansätze zur Besteuerung von Vermögen und Bekämpfung sozialer Ungleichheit aufzeigen.


Welche Rolle spielen für Sie in Ihrer Arbeit Wissenstransfer und Kooperationen mit der Wissenschaft?


Ich bin bei der AWO für die Themen Armut und Verteilung zuständig und dabei nutze ich wissenschaftliche Erkenntnisse als Argumentationsgrundlage für Gespräche im politischen Raum, aber auch um unsere Grundsatzpositionen zu entwickeln. Zum Beispiel wird die Arbeitsmarktförderung, insbesondere das Instrument „Teilhabe am Arbeitsmarkt“, durch wissenschaftliche Begleitforschung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unterstützt, die dessen Wirksamkeit bestätigt. Dies hilft der AWO, politische Unterstützung zu gewinnen. Gleichzeitig gibt die AWO Impulse für die Wissenschaft, etwa zur Analyse von Kinderfreibeträgen aus dem Steuerrecht, um deren ungerechte Verteilungswirkungen zu beleuchten und bessere Einsätze der finanziellen Mittel zu fordern. Diese Zusammenarbeit ist somit für beide Seiten von Vorteil.


Die Daten in Ihrem Tool zeigen, dass sich Vermögensungleichheit über Jahrzehnte verfestigt hat
. Was müsste aus Ihrer Sicht passieren, damit die Erkenntnisse zur Vermögensungleichheit stärker das politische Handeln und die gesellschaftliche Diskussion beeinflussen?


Um die Erkenntnisse zur Vermögensungleichheit stärker in das politische Handeln und die gesellschaftliche Diskussion einzubringen, sind mehrere Schritte notwendig. Die Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung zeigen, dass das Ausmaß von Ungleichheit oft verzerrt wahrgenommen wird und es ein Informationsdefizit bei den Bürger*innen gibt. Dies führt dazu, dass die Diskussion über vermögensbezogene Besteuerung oft von der Realität entkoppelt ist und Ängste schürt, etwa hinsichtlich Enteignungen. Die AWO sieht ihre Rolle darin, aufzuklären und Sichtbarkeit für Ungleichheit zu schaffen. Letztlich liegt es jedoch an der Politik, die notwendigen Veränderungen zu wollen und diese verständlich zu kommunizieren, ohne Ängste und Wut zu schüren. Ein sachlicher Diskurs und gut informierte Bürger*innen sind entscheidend, um die Aufgaben des Sozialstaats zu erfüllen.


Welche Entwicklungen würden Sie sich für den öffentlichen Diskurs über die Vermögensverteilung und soziale Gerechtigkeit wünschen?


Ich würde mir wünschen, dass die Debatte stärker auf Fakten und Vernunft beruht. Und ich wünsche mir, dass es auf dieser Basis mehr Einsicht gibt, dass eine Besteuerung von Vermögen dazu beiträgt, gesellschaftliche Spaltung abzumildern und Spielräume für eine nachhaltigere Gesellschaft zu schaffen. Diese Einnahmen werden gebraucht, um Menschen Zugang zu guten sozialen Infrastrukturen zu ermöglichen und dabei zu unterstützen, an der Gesellschaft teilzuhaben. Mit dieser Investition stärken wir auch die Demokratie.

 


Lukas Werner 2025, Zeitreise durch die Ungleichheit, in: sozialpolitikblog, 06.11.2025, https://difis.org/blog/gespraeche?blog=182

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