sozialpolitikblog
Ein Mensch taucht in einem Swimming Pool, aus der Vogelperspektive betrachtet.
Katharina Walser, 22.08.2024

Urlaub für alle?

Strand, Sonnenliegen, gepackte Koffer, “Out of Office”-Nachrichten, die jemand in den Sand geschrieben hat wie Liebesbotschaften. Urlaub wird, zumindest im Netz, sehr einheitlich dargestellt. Dabei sieht die Wirklichkeit dieser besonderen Zeit im Jahr oft anders aus – und ist nicht zuletzt auch eine sozialpolitische Frage. Ein Essay zur (Nicht-)Urlaubszeit.

 

 

Sonne, Fernreise und vor allem Erholung vom Alltag gehören fest zum unhinterfragten  Urlaubsnarrativ. Kinder sollen ganz selbstverständlich nach den Ferien im Morgenkreis der Kita oder Schule teilen, wo sie und ihre Familie dieses Mal waren. Kolleg*innen erzählen sich in der Kaffeeküche von den schönsten Urlaubserlebnissen. Das alles mit einer Selbstverständlichkeit, die ignoriert, dass diese Urlaubsfiktion, die auch in Werbeclips und auf Social Media ständig präsentiert wird, nicht für alle zugänglich ist.

 

In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem ist Erholung, wie auch Theresia Enzensberger in ihrem kürzlich erschienenen Essay zum Schlaf ausführt, in einem doppelten Widerspruch gefangen. Denn Erholung steht einerseits für das Gegenteil von Arbeit, sie ist die Zäsur im Fortschrittsgedanken. Gleichzeitig braucht der Kapitalismus aber die Erholung für die Wiederherstellung von Arbeitskraft. Weshalb Erholungszeit, oder eben Urlaubszeit – im begrenzten, überschaubaren und vor allem kontrollierbaren Rahmen – allen Arbeitnehmer*innen gewährt werden. Zumindest seit 1963, seitdem es in der Bundesrepublik Bundesurlaubsgesetz, das für alle Arbeitnehmer*innen einen einheitlichen Mindesturlaub vorschreibt.

22 Prozent können sich keine Urlaubsreise leisten

Ob dieser gewährte Urlaub aber auch wirklich Erholung oder gar eine Urlaubsreise bedeutet, ist von einigen sozioökonomischen Fragen abhängig. Wenn es um das Reisen geht, ist erst einmal offensichtlichste dieser Fragen, wer sich Urlaubsreisen überhaupt leisten kann – und wie lange man ihn sich leisten kann. Im Jahr 2023 konnte es sich mehr als jede*r fünfte Deutsche nicht leisten, eine Woche in den Urlaub zu fahren, zeigen Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union. Hinzu kommt die Frage, die statistisch noch kaum erfasst ist, wer es finanziell stemmen kann, die Erholungszeit im Jahr über den vertraglich festgesetzten Urlaubsanspruch hinaus zu verlängern. Etwa indem er*sie unbezahlten Urlaub in Kauf nimmt, dank finanzieller Rücklagen, passivem Einkommen oder Erbschaft. Urlaub ist also eine Klassenfrage. Aber nicht nur.

 

Laut Eurostat müssen ganze 42 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland auf eine einwöchige Urlaubsreise verzichten. Urlaub ist also auch eine Gender-Frage. Denn laut Zahlen des Statistischen Bundesamts waren 2023 über 80 Prozent aller Alleinerziehenden Frauen. Auch Rentner*innen haben erschwerten Zugang zum Urlaub fern von Zuhause. 28,7 Prozent der über 65-Jährigen konnten 2023 aus finanziellen Gründen nicht verreisen.

Ferienreisen zur Familie: Care und mehr

Vielleicht weniger offensichtlich als die Unmöglichkeit zum Reisen, und in Zahlen noch weniger erfasst, ist außerdem die Urlaubsreise, die zwar bezahlbar ist, mit Erholung allerdings wenig zu tun hat. Etwa, wenn man diese nutzt, um Angehörige zu pflegen und/oder sich um deren bürokratischen Angelegenheiten zu kümmern. Von diesen Erfahrungen sind neben Frauen, die im Schnitt mehr Care-Arbeit leisten als Männer, insbesondere auch migrantische Menschen betroffen. Über diese speziellen Ferien berichten im Sammelband “(Nicht-)Urlaub”, der im Juni 2024 im Independent Verlag Sukultur erschien, sechs Autor*innen. Sie alle reisen regelmäßig in die Länder, in denen ihre Familien leben, um dort der Umsorge Angehöriger und der Instandhaltung zweiter Familienstandorte nachzugehen. Vor Ort finden sie deshalb wenig bis keine Erholung – eine ganz besondere Form von Nicht-Urlaub.

 

So erzählt Persephonie Seferidis etwa eindrücklich von einer Szene, in der sie im griechischen Landhaus ihrer Eltern ankommt und bereits mit der Nagelschere begrüßt wurde, um der Oma die Fußnägel zu schneiden. Aber ihre (Nicht-)Urlaubsgeschichte handelt auch davon, wie sie die Arbeit auf den Olivenhainen ihrer Familie genossen hat. So sehr sogar, dass sie den Betrieb der Großeltern irgendwann übernahm. Tarkan Sener erzählt von freudigen Geschenke-Austauschen mit Verwandten und wieso er die Heimatreise trotz zahlreicher Verpflichtungen immer dem All-inclusive-Urlaub vorziehen würde. Aida Demirović-Krebs’ Bericht handelt davon, wie es ist, dort Urlaub zu machen, wo man vor dem Krieg fliehen musste – aber auch vom Duft frischer “Kifle”, einem traditionellen Gebäck, das sie mit ihrer Kindheit verbindet. Aleksandra Szczodrowski erzählt, wieso sie der Nationalismus ihrer Familie in Polen lange davon abgehalten hat, die spezielle Ferienreise noch anzutreten, aber auch davon, wie sehr ihr diese geholfen hat, zwischen den Kulturen navigieren zu können. Anna Dziuban gibt Einblicke in eine gefährliche Reise in die vom Krieg geprägte Ukraine und erzählt von der Erleichertung, als der Familienhund sie noch erkennt.

Urlaub zuhause als Alternative?

Urlaub im Sinne von Alltagseskapismus, oder so wie auf den Hochglanzbildern der Reise-Magazine und Influencer*innen kann also längst nicht jede*r machen. Dann lieber gleich zuhause bleiben (wo immer das sein mag)  und dort das Erholungsglück suchen? Staycation, also Urlaubszeit am Wohnort zu verbringen, wird schließlich gerne als adäquate Alternative zur Reise angepriesen. Vom Stern bis zur ZEIT finden sich sogar etliche Guides dafür, wie das gelingen kann – und doch stellen sich bei dieser Art Urlaub wieder einige Fragen. Wie viel (Care-)Arbeit man wirklich liegen lassen kann, wenn man die Wäschestapel, Briefe und Laptops direkt neben sich liegen hat? Wer kann Vorort sommerliche Freizeitangebote wahrnehmen, wo die Bäder- und Eispreise in den letzten Jahren drastisch gestiegen sind? Welche anderen Hürden gibt es zur Teilnahme am Freizeitangebot? Die Initiative “Freibad einfach für alle” etwa sammelt aktuell Unterschriften gegen die Begrenzung von analogen Tickets (die in 5 Berliner Freibädern nur bis 10 Uhr morgens gekauft werden können) und die Ausweispflicht am Eingang.  Auch bei der Kinderbetreuung in den Ferien gibt es Handlungsbedarf. So zeigt die VOLLBILD-Recherche des SWR, dass in der Betreuung privater Feriencamp-Anbieter*innen immer wieder pädagogisch ungeschultes Personal zum Einsatz kommt, sowie Alkoholmissbrauch und sexuelle Übergriffe stattfinden.

 

Dass weder Urlaubsreisen noch Urlaubserholung für alle zugänglich sind, bekommt noch einmal eine besondere Schwere, wenn man sich klarmacht, dass die Abwesenheit von guter Erholung ganz konkrete gesundheitliche Folgen haben kann. Eine Studie des Bundesverbands der deutschen Tourismusgesellschaft von 2022 etwa zu dem Schluss, dass die Möglichkeit auf eine Woche Urlaub im Jahr die Krankheitstage von Arbeitnehmenden reduzieren könne. Natürlich steht hinter dieser Studie auch ein Interessensträger, der für Urlaub und Reise wirbt, aber der Zusammenhang von Erholung und Gesundheit ist mittlerweile fast so etwas wie ein gesellschaftlicher Allgemeinplatz.

 

Wie kommt es also, dass so eine Diskrepanz zwischen Urlaubsfiktion und tatsächlicher Urlaubsrealität besteht? Ein Faktor, der in diesem Zusammenhang wohl eine große Rolle spielen dürfte, ist der Self-Care-Imperativ unserer Gegenwart. Gesundheitliche Probleme, aber auch die Möglichkeit zur Erholung werden der individuellen, nicht aber der gesellschaftlichen Verantwortung zugeschrieben. Sonst müsste unter anderem anerkannt – und daran gearbeitet – werden, dass unsere Arbeitswelt ebenso wie unser Pflegesystem von unbezahlter Care-Arbeit lebt. Die Ökonomin Christine Rudolf etwa schätzt den Wert unbezahlter Care-Arbeit in Deutschland auf 825 Milliarden Euro.

Der Weg aus der Urlaubs-Ungleichheit führt über ein Umdenken bei Care- und Lohnarbeit

Der Weg heraus aus der Urlaubsungleichheit bräuchte ein multiperspektivisches Umdenken und Investieren –  und wird deswegen häufig als marktwirtschaftliche wie politische Herausforderung wahrgenommen. Die ungleiche Care-Arbeitslast müsste systematisch aufgefangen werden, auch in der Urlaubszeit – von der Möglichkeit zur lückenlosen Kinderbetreuung in den Ferien (und zwar ohne erhebliche Mehrkosten oder die Sorge sein Kind in unausgebildete Hände zu geben) über die Betreuung von Senior*innen bis zu Überlegungen, Care-Arbeit wie Lohnarbeit auch finanziell zu entlohnen. Zum anderen müsste die Notwendigkeit von Heimatreisen für die Erhaltung von Familiennetzwerken (post-)migrantischer Menschen in der Mitte der Gesellschaft ankommen und anerkannt statt abgewertet werden. Stattdessen dominieren immer wieder ganz andere Narrative: Damaliger Innenminister Horst Seehofer forderte 2019, für Geflüchtete aus Syrien, die aus privaten Gründen dorthin zurückreisen, müsse der Aufenthaltsstatus in Deutschland zur Debatte stehen. Erst jüngst machten Forderungen des Sonderbevollmächtigten der Bundesregierung für Migrationsabkommen, dass Geflüchtete ihren Schutzstatus verlieren sollen, wenn sie Urlaub in ihren Herkunftsländern machten, Schlagzeilen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wies dagegen schon vor Jahren mit einer Studie auf die vielfältigen Gründe für Reisen ins Herkunftsland hin – und auf die Prüfkriterien für diese Reisen.

 

Auch die Bezuschussung von Urlaubsreisen für finanziell schwache Familien müsste ausgebaut und stärker beworben werden. Denn auch wenn elf von 16 Bundesländern bereits Bezuschussungen für Familienurlaub gewährt, liegen die Sätze doch deutlich unter den in gängigen Urlaubsregionen Südeuropas saisonalen Hotelzimmerpreisen. Außerdem ist es so, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Gelder wegen Unbekanntheit der Programme – oder weil der Zuschuss erst nach dem Urlaub ausgezahlt wird, wie etwa im Saarland – ungenutzt bleibt. Familien wissen also entweder gar nichts von dieser Möglichkeit, und/oder müssten in Vorkasse gehen.

 

Aber auf die eine der vielleicht grundlegendsten Herausforderungen auf dem Weg zu gerechter Erholung, macht das Phänomen der Leisure Sickness aufmerksam. Die Leisure Sickness beschreibt den Umstand, dass viele Menschen (nach einer Befragung im Auftrag der Internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn jede*r fünfte Menschen in Deutschland) ausgerechnet im Urlaub erkranken – in Folge eines extremen Wechsels von Stress (also extremer Anspannung) zu Entspannung, der wiederum eine schwache Immunabwehr zur Folge haben kann. Neben Urlaub für alle, bräuchten wir also vor allem eine Arbeitswelt, die es uns erlaubt, sowohl Care-Arbeit (die man schließlich nicht immer auslagern will) als auch die viel beschworene Self-Care vereinbaren zu können. Und: einen Arbeitsalltag, in dem Arbeitnehmende ihren Urlaub nicht vor und nach der Auszeit “reinarbeiten” müssen sowie Urlaubszeiten, in denen sie nicht das Gefühl haben, erreichbar sein zu müssen. Beides Stressfaktoren, von denen Befragte in einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse Pronova bkk berichteten, in der abgefragt wurde, welche Faktoren die Teilnehmer*innen im Urlaub von der Erholung abhielten.

 

Vorher aber kann und muss die Forschung weiter unangenehme Fragen stellen. Etwa, wie viel Care-Arbeit konkret während eines Urlaubs stattfindet – und welche Unterschiede es hier wiederum zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen migrantischer zu nichtmigrantischer Identitäten gibt. Sozialpolitisch erforscht werden könnte außerdem, welche Maßnahmen schon bestehende Hilfsprogramme inklusiver – und bekannter – machen können. Damit verbunden ist auch die grundlegende Frage, ob Erholung, die nicht nur die Arbeitskraft, sondern auch die Langlebigkeit unserer Sozialfähigkeit sicherstellt, lediglich durch einen gesetzlichen Urlaubsanspruch abgesichert ist oder noch ganz anderer Sicherheitsnetze und Umwälzungen unserer Arbeitswelt bedarf.


Katharina Walser 2024, Urlaub für alle?, in: sozialpolitikblog, 22.08.2024, https://difis.org/blog/?blog=128

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